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Biergeschichte in Pfaffenhofen: Tradition und Wandel im Brauwesen

In Pfaffenhofen, wo einst 13 Brauereien für 2000 Einwohner sorgten, erzählt Stadtarchivar Andreas Sauer von der bewegten Geschichte der Bierproduktion und der Herausforderungen, die das Brauwesen im Laufe der Jahrhunderte durchlebte, bis hin zu den neuen Impulsen durch Craftbiere und Kleinbrauereien.

Die Bedeutung der Bierbrautradition für Pfaffenhofen

Pfaffenhofen, bekannt als das „Tor zur Hallertau“, hat eine reiche Braugeschichte, die bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht. Diese Stadt ist nicht nur Teil des größten zusammenhängenden Hopfenanbaugebiets der Welt, sondern steht auch exemplarisch für die Entwicklung des Bierbrauwesens in Bayern. Die Geschichte des Bieres in Pfaffenhofen zeigt, wie eng Kultur, Wirtschaft und Lebensqualität einer Region miteinander verbunden sind.

Einblick in die Anfänge der Bierproduktion

Die ersten dokumentierten Hinweise auf Bierbrauen in Pfaffenhofen stammen aus dem Jahr 1395. Zu diesem Zeitpunkt war Bier vor allem ein Lebensmittel für den Eigenbedarf, da Wein und Met dominierende Getränke waren. Die Stadt war damals mehr für ihren Weinanbau bekannt, was durch Ortsnamen wie Weingarten heute noch erkennbar ist. Jedoch führte eine Verschlechterung der klimatischen Bedingungen im 16. Jahrhundert zur Abnahme der Weinproduktion, was die Bedeutung von Bier als Hauptgetränk stärkte.

Wirtschaftliche Veränderungen und der Aufstieg des Bieres

Im Jahr 1542 wurde die erste Umsatzsteuer in Bayern auf Wein eingeführt, was den Biertrinkern zugutekam. Als viele Menschen angesichts der hohen Weinpreise auf Bier umstiegen, stieg die Anzahl der Brauereien in Pfaffenhofen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg gab es bereits elf Braustätten, und die Zahl stieg weiter. Dies führte zu einer Blütezeit der Pfaffenhofener Braukunst, geprägt von bedeutenden Familienbetrieben wie der Brauerei Amberger und dem Müllerbräu, die sich durch technologische Verbesserungen und Grundstückserwerbe weiter entwickeln konnten.

Bier als Teil der Stadtidentität

Bier spielt eine zentrale Rolle im sozialen und kulturellen Leben von Pfaffenhofen. Die Stadt schafft es, ihre Traditionen rund um die Bierproduktion lebendig zu halten. Bis ins 18. Jahrhundert lagerten dort Brauereien große Menge Bier – in einem Jahr waren es 275.000 Liter, was die Versorgung von etwa 2.000 Einwohnern sicherte. Diese Zahlen unterstreichen die gesellschaftliche Bedeutung von Bier und dessen Herstellung in der Region.

Herausforderungen und Fortschritte im 19. Jahrhundert

Allerdings stand das Brauwesen im 19. Jahrhundert auch vor zahlreichen Herausforderungen. Kriege und Naturkatastrophen führten zu Mangel an Rohstoffen und Einnahmen. Die Einführung von Malzaufschlägen durch die bayerische Regierung setzte den Bierbrauereien zusätzlich zu. Dennoch erholten sich viele Betriebe und passten sich den Bedingungen an, sodass einige von ihnen überleben konnten.

Die Auswirkungen des Wandels auf die Brauindustrie

Im Laufe der Zeit schloss die Zahl der Brauereien in Pfaffenhofen aufgrund finanzieller Schwierigkeiten und dem anhaltenden Wandel in der Branche. Setzten sich vor 100 Jahren noch dreizehn Brauereien für die Stadt ein, hat der Müllerbräu heute als Traditionsbetrieb den Markt erfolgreich überstanden. Die jüngste Entwicklung hin zu Craftbieren und Kleinbrauereien hat frischen Wind in die Branche gebracht und sorgt für eine Renaissance des Bierbrauens in Pfaffenhofen.

Fazit: Bier als kulturelles Erbe

Die Geschichte des Bierbrauens in Pfaffenhofen ist vielschichtig und dokumentiert die Wechselwirkungen zwischen gesellschaftlichen Veränderungen und lokaler Tradition. Diese Tradition fördert nicht nur die Identität der Stadt, sondern sichert auch die Zukunft des bayerischen Nationalgetränks. Das Engagement von Stadtarchivar Andreas Sauer zeigt, wie wichtig es ist, das kulturelle Erbe der Bierbrautradition zu bewahren und weiterzugeben.

NAG

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