Aktuelle Nitratbelastung der Brunnenwasserproben weckt Besorgnis
In der Region Bad Langensalza zeigt sich, dass trotz rechtlicher Vorgaben zur Düngemenge und dem Zeitpunkt der Düngung die Nitratwerte im Brunnenwasser besorgniserregend hoch bleiben. Diese Erkenntnis geht aus einer Analyse von 28 Brunnenwasserproben hervor, die am 25. Juni entnommen wurden. Der VSR-Gewässerschutz hat die Messungen ausgewertet und festgestellt, dass die Werte nicht den erwarteten Rückgang aufweisen.
Belastende Werte in Gartenbrunnen
Die Untersuchung, die von dem Physiker Harald Gülzow geleitet wurde, ergab alarmierende Nitratkonzentrationen. In einem Drittel der untersuchten Proben lag der Wert oberhalb des Grenzwertes von 50 Milligramm pro Liter. Besonders gravierend waren die Ergebnisse aus Gartenbrunnen in Heroldishausen mit bis zu 279 mg/l. Auch andere Orte wie Nägelstedt, Craula, Merxleben und Mühlhausen wiesen erhöhte Werte auf. Dies stellt einen erheblichen Verstoß gegen die Nitratrichtlinie dar, welche die Länder verpflichtet, die Grenzwerte des Nitratgehalts im Grundwasser einzuhalten.
Herausforderungen der Landwirtschaft
Die landwirtschaftliche Struktur im Unstrut-Hainich-Kreis ist geprägt von intensiv bewirtschafteten Ackerflächen. 92 Prozent der Fläche werden für den Anbau genutzt, wobei Bäume stark dezimiert wurden. Diese Intensivierung hat dazu geführt, dass das leicht lösliche Nitrat im Dünger bei Regen rasch in tiefere Bodenschichten gesperrt wird, wodurch die Pflanzen nur schwer von den Nährstoffen profitieren können.
Agroforstsysteme als Lösung
Um diese Problematik anzugehen, empfiehlt der VSR-Gewässerschutz verstärkt den Einsatz von Agroforstsystemen. Der Einbau von Baumstreifen auf den Feldern hat sich als wirksame Maßnahme erwiesen, um die Nitratbelastung signifikant zu verringern, ohne die Erträge der Nutzpflanzen zu beeinträchtigen. Diese modernen Systemkombinationen ermöglichen es, dass Bäume tiefere Nährstoffe nutzen und den Kreislauf im Boden stabilisieren.
Förderung von Agroforstflächen dringend erforderlich
In Thüringen können Landwirte seit Anfang 2023 Fördermittel für die Umsetzung von Agroforstprojekten beantragen. Allerdings zeigt sich, dass die Inanspruchnahme dieser Förderungen gering ist, da die erforderlichen Investitionen für Neuanlagen hoch sind und sich erst Jahre später durch den Verkauf von Holz rentieren. Punktuelle Unterstützung für Landwirte in anderen Bundesländern, wie in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern, verdeutlicht die Notwendigkeit, auch Thüringer Landwirte nicht alleine zu lassen.
Die Rolle der Gemeinschaft und Information
Am Informationsstand des VSR-Gewässerschutzes konnten Bürger ihre Fragen zur Nitratbelastung klären. Die Möglichkeit, Wasserproben zur Analyse einzureichen, wird eine zentrale Rolle spielen, um gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Die Sorgen der Anwohner müssen ernst genommen werden, um nicht nur die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen, sondern auch die Umweltbelastung nachhaltig zu reduzieren. Informationen darüber, wie weitere Proben entnommen werden können, sind auf der Webseite des Vereins zugänglich.
Das Engagement der Gemeinde und der Landwirte wird entscheidend sein, um die Nitratproblematik langfristig zu lösen und eine nachhaltige Landwirtschaft zu fördern.