Sprachförderung in Bayerns Kitas: Ein umstrittenes Vorhaben
Die Bayerische Staatsregierung plant, verpflichtende Sprachstandserhebungen bei Kindern im vorletzten Jahr vor der Einschulung einzuführen. Dieses Gesetz, das unter dem Titel „Gesetz zur Einführung und Durchsetzung verbindlicher Sprachstandserhebungen und Sprachfördermaßnahmen vor der Einschulung“ läuft, wird von Fachleuten und Vertreterinnen der Arbeiterwohlfahrt (AWO) scharf kritisiert.
Kommentar der AWO: Bürokratisierung und fehlende Ressourcen
Nicole Schley und Stefan Wolfshörndl, die Doppelspitze der AWO in Bayern, äußern sich besorgt über die bürokratischen Folgen dieser Initiative. Sie betonen, dass ein weiteres System zur Bewertung der sprachlichen Fähigkeiten der Kinder, nach dem bereits bestehenden bayerischen Grundschulabitur, nur zusätzlich Bürokratie schaffen würde. Schley und Wolfshörndl fordern stattdessen, dass die Ressourcen in die direkte Förderung der Kinder investiert werden, anstatt in zusätzliche Tests und Kontrollen.
Problematik der Umsetzung: Personalnot und Platzmangel
Ein zentrales Argument gegen die Planung ist der bestehende Personalmangel in den Einrichtungen. Zurzeit fallen viele Sprachförderkurse aus, da es an qualifizierten Lehrkräften mangelt. Ingrid Negele, Leiterin des AWO-Kindergartens Sonnenstrahl in Landsberg am Lech, fragt, wie die Staatsregierung die erforderlichen Lehrkräfte für die sprachlichen Tests rekrutieren möchte, während die Lehrer*innen generell stark nachgefragt werden.
Dringlicher Handlungsbedarf in der Kita-Landschaft
Bereits im Jahr 2023 fehlen in Bayern rund 23.000 Plätze für Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren. Diese Tatsache wirft grundlegende Fragen hinsichtlich der Grundversorgung und der individuellen Förderung auf. Wie wird sichergestellt, dass noch mehr Kinder, die möglicherweise keine Kita-Plätze bekommen, nicht von der Sprachstandserhebung betroffen sind? Solche Überlegungen deuten darauf hin, dass die geplante Gesetzgebung möglicherweise nicht ideal auf die realen Gegebenheiten vor Ort abgestimmt ist.
Forderung nach einem Umdenken in der Bildungsstrategie
Die AWO-Vertreter*innen fordern daher ein Umdenken: Anstelle eines „Kita-Abiturs“ sollte das Augenmerk auf der individuellen Förderung aller Kinder liegen. Diese Unterstützung sollte auch aus einem finanziell ausreichenden Haushaltstitel für die Sprachförderung bestehen. Eine ernsthafte Prüfung der Vorhaben und der notwendigen Ressourcen sei unerlässlich, um den Bedürfnissen der Kinder und ihrer Familien gerecht zu werden.
Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass die geplante Einführung von Sprachstandserhebungen in bayerischen Kitas, wie von der AWO kritisiert, weitreichende Auswirkungen auf die Bildungslandschaft haben könnte. Die Diskussion um die richtige Strategie zur Sprachförderung im frühen Kindesalter ist somit aktueller denn je.