Die Geschlechterverteilung an bayerischen Hochschulen zeigt auch 2023 ein ungleiches Bild. Trotz eines leichten Anstiegs des Anteils von Professorinnen bleibt die Diskrepanz zu ihren männlichen Kollegen weiterhin erheblich. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf die akademische Landschaft, sondern wirft auch Fragen zur Chancengleichheit in der Wissenschaft auf.
Fachgruppen im Fokus
Die Daten des Landesamts für Statistik offenbaren interessante Trends in der Verteilung von Professorinnen an bayerischen Hochschulen. Besonders stark vertreten sind Frauen in den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, wo 677 Professorinnen lehrten. An zweiter Stelle stehen die Ingenieurswissenschaften mit 366 Wissenschaftlerinnen. Im Gegensatz dazu wird der niedrigste Anteil an Professorinnen im Bereich der Ingenieurswissenschaften mit nur 14,3 Prozent verzeichnet.
Steigende Zahlen, aber langsame Fortschritte
Mit einem Anstieg von 4,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr konnte der Frauenanteil bei den Professoren in Bayern auf 2.022 steigen; im Vergleich dazu sind 6.003 Professuren männlich besetzt. Allerdings ist dieser Anstieg im Laufe der letzten Jahre relativ gering. 2022 betrug der Zuwachs noch 7,6 Prozent. Insgesamt stieg die Zahl der Professuren um 182, was auf eine positive Entwicklung hindeutet, jedoch nicht die tiefverwurzelten strukturellen Probleme lösen kann.
Leitungsetagen unter männlicher Dominanz
Ein weiterer besorgniserregender Punkt ist die unterrepräsentierte Stellung von Frauen in Führungspositionen. In Präsidialpositionen gibt es fast dreimal so viele Männer wie Frauen – 32 Männer stehen nur 12 Frauen gegenüber. Dies verdeutlicht, dass nicht nur in der Lehre, sondern auch in der Hochschuladministration noch viel zu tun ist, um Gleichstellung zu erreichen.
Gesellschaftlicher Kontext und Bedeutung
Der geringe Anteil an Professorinnen und die ungleiche Verteilung in Führungspositionen lassen sich nicht isoliert betrachten. Sie spiegeln einen breiteren gesellschaftlichen Trend wider, der auch in der Berufs- und Bildungspolitik entscheidende Fragen aufwirft. Die Fördereffekte von Diversität sind bekannt, sowohl in der Wettbewerbskraft der Hochschulen als auch in der Vielfalt der wissenschaftlichen Perspektiven. Eine stärkere Präsenz von Frauen könnte sowohl die Lehr- als auch die Forschungskultur nachhaltig bereichern.
Fazit: Ein langer Weg zur Gleichstellung
In Anbetracht der aktuellen Zahlen bleibt der Weg zur Gleichstellung an bayerischen Hochschulen beschwerlich. Trotz kleiner Fortschritte in der Repräsentation von Professorinnen sind tiefere strukturelle Veränderungen erforderlich, um die Gleichheit in Bildung und Wissenschaft zu gewährleisten. Als Gesellschaft sind wir gefordert, diese Themen aktiv anzugehen, um zukünftigen Generationen eine gerechtere akademische Landschaft zu ermöglichen.
– NAG